Stadtbahnhof in Lindau bleibt

Nachdem die Deutsche Bundesbahn (DB) schon vor langem den Entschluß gefaßt hatte, den ehrwürdigen Lindauer Bahnhof auf der Insel ersatzlos aufzulassen, kam es anfang März zu einer Tagung zwischen den Vetretern einer Bürgerinitiative, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Verlegung des Bahnhofes nach Reutin zu verhindern, mit Repräsentanten der Stadt Lindau, des Freistaates Bayern, der DB und - man staune - den ÖBB.

Dabei kam - wie jetzt bekanntwurde - heraus, daß die DB von ihrem Entschluß, den alten Kopfbahnhof auf der Insel nicht mehr anzufahren und die Gleisanlagen abzureißen, unter keinen Umständen abgeht. Nicht einmal ein Kostenbeitrag der Stadt und des Freistaates könne die Schließung verhindern; nur, wenn ALLE Kosten von der öffentlichen Hand übernommen würden, wäre die Beibehaltung des Bahnhofes denkbar, was wiederum von Stadt und Freistaat abgelehnt wurde.

Die Lindauer indes - ein schlaues Völkchen - hatten sich bereits zuvor an die Österreichischen Bundesbahnen gewandt, die gerade dabei sind, ihre Bahnstrecken im Rheintal, in Liechtenstein und nach St. Margrethen/Schweiz von Wolfurt und Feldkirch aus fernsteuern zu lassen. Gemäß dem ebenfalls anwesenden Betriebsdirektor der ÖBB, Hofrat Dipl.-Ing. Klugar, wäre es kein Problem, die Lindauer Bahnanlagen (Enzisweiler, Äschach, Reutin und den Hauptbahnhof) vom Zentralstellwerk im Güterbahnhof Wolfurt aus mitzubedienen. Wenn die angebotene Kostenbeteiligung den ÖBB zukommt, dann erkläre sich - laut Klugar - die ÖBB bereit, einen auf die Personenbahnsteige verkleinerten Lindauer Hauptbahnhof zu übernehmen und zu betreiben, den Güterbahnhof Reutin - ebenfalls auf das notwendige Ausmaß reduziert - zu erhalten und dort sowie in Äschach und dem Kreuzungsbahnhof Enzisweiler die Betriebsführung vorzunehmen.

Zentraler Umsteigeknoten würde dann jedenfalls der Bregenzer Hauptbahnhof werden, und nach Lindau würden hauptsächlich ÖBB-Züge kommen; außerdem würden dann alle verbleibenden Gleise von den ÖBB elektrifiziert und die meisten Schrankenanlagen durch Unterführungen oder Brücken ersetzt werden. Die Kosten für die neuen ÖBB-Signale und den Umbau der Infrastruktur würden die ÖBB übernehmen, so Klugar.

Die Lindauer sind begeistert, und auch die Vertreter der DB sind zufrieden. Der Vorstandsvorsitzende der DB, Mehdorn, ließ ausrichten, daß er dem Vorhaben zustimme und die DB alle erforderlichen Maßnahmen im Einvernehmen mit den ÖBB treffen werde.

Bleibt nur zu hoffen, daß die neuen ÖBB-Bahnhöfe auf deutschem Bundesgebiet gut frequentiert werden und auch von unseren bayrischen und württembergischen Nachbarn gut angenommen werden."